Kunst von und für alle

Seit Juni 2021 findet das Projekt „Lebenskünstler:innen“ statt. In Workshops vermitteln Expertinnen und Experten Kunst an Menschen mit Behinderung. Sie erhalten einen barrierefreien Zugang zur Kunst, lernen Techniken kennen und können selbst künstlerisch tätig werden. Das Projekt wird von ARTHELPS, der Volkshochschule Stuttgart, dem BHZ Stuttgart, dem Kunstmuseum und der Staatsgalerie Stuttgart initiiert. Die Stiftung Nikolauspflege ist Kooperationspartnerin, Gudrun Weichselgartner-Nopper ist die Schirmherrin des Projekts. Von der Nikolauspflege nehmen die Teilnehmenden der Beruflichen Bildung an dem Projekt teil. Tanja Brüll schreibt über ihre Erlebnisse beim Kreativ-Workshop im Oktober.

Mit einem kleinen Frühstück, Kaffee und Minimuffins, wurden wir am ersten Tag in der Staatsgalerie Stuttgart herzlich empfangen und über den Ablauf des Workshops aufgeklärt. Wie wir den kreativen Teil des Tages gestalten würden, damit hat uns Susanna Grimm von ARTHELPS aber bis nach der Mittagspause auf die Folter gespannt.

Zur Einstimmung des Tages sensibilisierten wir erst einmal unseren Tastsinn. Wir errieten unter Tüchern versteckte Gegenstände. Danach ging es mit Anke Bächle von der Staatsgalerie in die Ausstellungsräume. Sie gab uns Gummihandschuhe, damit wir die Reliefs und Skulpturen streichelnd erkunden konnten. Die Engel auf drei wertvollen Marmortafeln mit Reliefs waren unglaublich fein herausgearbeitet. Besonders beeindruckte mich, wie genau ich die Muskulatur und die Gelenke der Figuren ertasten konnte. Sie fühlten sich an, als ob sie lebendig wären und sich gleich davon bewegen würden. Selbst ihre Fingernägel und die zarten Federn an den Flügeln konnte ich erfühlen.

Im Anschluss folgte eine im Vergleich zu den filigranen Engeln grobe Figur. Die große, schwarze Plastik stand mitten im Raum. Sie wirkte riesig und dominant auf mich. Nachdem wir sie alle abgetastet und kurz darüber diskutiert hatten, errieten wir, dass sie aus dem Material Bronze war. Wir hatten aber keine Idee, was dieses Werk genau darstellen sollte.

Das nächste Kunstwerk war daraufhin wieder etwas kleiner. Eine Sandsteinfigur, die eine hockende Frau darstellte. Sehr modern. Mit einem realen Frauenkörper wies sie nur entfernt Gemeinsamkeiten auf. Da Sandstein ein wirklich empfindliches Material ist, hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich solch ein Werk einmal berühren dürfte. Die Figur fühlte sich glatt und doch weich durch ihre runden Formen an.

Ich dankte Anke für die informative und beeindruckende Ausstellungstour und fragte sie, wie viele schlaflose Nächte sie in Vorbereitung auf diese außergewöhnliche Führung gehabt hatte. Sie lächelte erleichtert und gab zu, dass es einige waren. Ein Jahr haben die Planung für die Führung gedauert. Alles musste bis ins kleinste Detail mit den hausinternen Restauratorinnen und Restauratoren abgesprochen werden.

Nach der Mittagspause klärte uns Susanna endlich darüber auf, was wir im kreativen Teil des Workshops machen würden. Jeder und jede von uns bekam einen Holzklotz und weiße Modelliermasse. Daraus sollten wir Köpfe formen. Die Umsetzung war für mich anfangs ziemlich schwer. Eine Stunde später hatte ich dann aber doch ein kopfähnliches Gebilde geknetet.

Projekt Lebenskünstler:innen bei der Nikolauspflege (Bild: ARTHELPS)
Projekt Lebenskünstler:innen bei der Nikolauspflege(Bild: ARTHELPS)
Projekt Lebenskünstler:innen bei der Nikolauspflege(Bild: ARTHELPS)

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